Zum Erfahrungsaustausch rund um das Persönliche Budget hatte das KSL Köln am 23. Oktober in den Kapitelsaal der Kartäuserkirche in der Kölner Südstadt eingeladen und mehr als 50 interessierte Gäste waren gekommen.
„Selbstbestimmung“, „Freiheit“, „Teilhabe“, das waren die prägenden Assoziationen, die beim „Tag des Persönlichen Budgets“ wieder und wieder auftauchten. Neben einem Fachvortrag von Carl-Wilhelm Rößler (KSL Köln) bildete die Podiumsdiskussion mit Budgetnehmerinnen und -nehmern aus verschiedenen Bereichen den Kern der Veranstaltung. Katja Fallenberg (24-Stunden-Assistenz), Sabrina Gallucci (Elternassistenz) und Gottfried Claßen (Freizeitassistenz) berichteten anschaulich und engagiert von den Vorzügen, die das Persönliche Budget Assistenznehmenden bietet.
Zum Beispiel Gottfried Claßen: Er ist Lotse und ehrenamtlicher rechtlicher Budgetbetreuer für seine Tochter. Seine körperlich behinderte Tochter mit anderen Lernmöglichkeiten, so berichtete er den Diskussionsteilnehmern*innen, sei durch das Persönliche Budget wesentlich flexibler geworden: „Die Unterstützung lässt sich dadurch sehr viel individueller auf ihre Wünsche und Bedürfnisse zuschneiden. Das Persönliche Budget ist so ein wirkungsvolles Hilfsmittel zur Selbstbestimmung.“ Seine Tochter ist zufriedener, kann ihre Assistenzen selbst auswählen und muss nicht von außen bestimmte Personen eines Leistungsanbieters akzeptieren. Als große Herausforderung beschreibt Gottfried Claßen insbesondere das Management der Assistenzen. Schließlich, so sagt er, „geht es auch um deren Zufriedenheit. Man muss eine Win-Win-Situation für alle schaffen.“ Assistentin oder Assistent zu sein bedeutet aus seiner Sicht, mehr zu machen als nur einen Job zum Geldverdienen: „Im Laufe der Zeit baut sich eine enge persönliche Bindung auf, weshalb ein häufiger Personalwechsel nicht guttut.“
Zum Beispiel Sabrina Gallucci: Die Beraterin für Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) ist Expertin für Elternassistenz. Wenn die Rollstuhlfahrerin über das Thema „Elternschaft“ spricht, schöpft sie ihre Kompetenz vor allem aus der eigenen Erfahrung als behinderte Mutter einer heute achtjährigen Tochter und zugleich als Budgetnehmerin. Seit sechs Jahren wird sie von persönlichen Assistenten begleitet. „Das Persönliche Budget hat mir geholfen, meine Mutterrolle voll zu leben und den Alltag mit meiner Tochter selbst zu gestalten“, unterstreicht sie. „Das heißt nicht, dass bei uns nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Es gibt klare Regelungen, zum Beispiel was die Erziehung angeht.“ Eine davon ist: Die Bezugsperson für die Tochter ist ohne Wenn und Aber Sabrina Gallucci.
Anschließend standen sie den Interessierten mit ihrer Expertise Rede und Antwort. Katja Fallenberg ist auch „Teil“ der KSL-Wanderausstellung zum Persönlichen Budget, die ebenfalls präsentiert wurde. Die Ausstellung bietet einen verständlichen Überblick zum Thema und ist auf der Internetseite des KSL Köln auch digital zu betrachten (https://ksl-nrw.de/de/themen/3/persoenliches-budget(link is external)).
Mit auf dem Podium saß auch Ulrich Lüking, Teamleiter im Dezernat Soziales beim Landschaftsverband Rheinland (LVR). Er stellte sich den kritischen Fragen der Teilnehmenden und wies ausdrücklich darauf hin, dass der LVR gerne mehr Menschen mit Behinderung für das Persönliche Budget gewinnen möchte.